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Ist nicht so, dass ich keine Zeit habe ... oder How to survive as a working mom

Oft genug wird mit dem Thema Hausfrau/ arbeitende Mutter hierzulande gleich eine Wertung mitgebracht. Egal ob man sich zu Hause um Haus, Kinder, Garten und Verein kümmert, oder als Verkäuferin/Lehrerin/Ingenieurin zum Familieneinkommen und Bruttosozialprodukt beiträgt: man macht was falsch.

Obwohl die meisten Hausfrauen vor den Kindern gearbeitet haben und daher auch die Arbeitswelt kennen und obwohl die meisten arbeitenden Mütter mindestens ein paar Wochen oder Monate mit ihrem Kind oder ihren Kindern zu Hause verbracht haben und damit auch das „Hausfrauendasein“ kennengelernt haben, führen Fragen darum wer sich für welche Variante entschieden hat (oder auch gezwungen wurde diese zu ergreifen) und warum fast unweigerlich zu Diskussionen.

Für mich als Mutter in einer Familie mit zwei arbeitenden Erwachsenen geht das Leben so:

1. Prioritäten setzen

Das erste was ich aufgeben musste, um das alles irgendwie hinzubekommen, war mein eigener Anspruch. Man kann nämlich nicht alles haben, auch wenn man das oft nicht wahrhaben will. Klar will ich auch : immer fröhliche Kinder, eine tolle Beziehung, eine schicke Wohnung, fit sein, mich regelmäßig mit Freunden treffen, auf Arbeit mein bestes geben.

Die Suche nach meinen Prioritäten startete also mit der Frage „Was muss wirklich sein und was ist mir/uns absolut wichtig?“

Das ist mir und meinem Mann wichtig:

  • Wir wollen beide arbeiten.
  • Wir wollen für uns als Familie eine vernünftige Ernährung: keine Tiefkühlpizza und Tütensuppe bloß um abends schneller fertig zu sein. Zeit für vernünftige Mahlzeiten (kann auch mal eine Brotzeit sein oder ein Brathuhn vom Metzger, aber eben nichts was man nur mit Wasser überbrühen oder aus einer Folie auspacken und in den Ofen schieben muss) Mein Life Saver: ein slow cooker!
  • Wir brauchen genügend Zeit für die Kinder: bei den Hausaufgaben helfen, Zeit mal in die Bibliothek zu gehen oder am Küchentisch mit zu malen, das Wochenende nutzen für gemeinsame Aktivitäten, Spieleabende nicht nur aller paar Monate sondern regelmäßig und ganz wichtig: jeden Abend vorlesen
  • Wir Großen brauchen auch Freiheit und Freizeit: Kleine Zeitfenster für mich und meinen Mann, um wenigstens an zwei oder drei Abenden in der Woche Sport zu machen, zu quilten oder ähnliches
  • Unsere Wohnung soll gemütlich sein, ordentlich und sauber aber hauptsächlich gemütlich

Das sind unsere Prioritäten. In vielen Familien wird eins oder mehrere dieser Dinge durch Aktivitäten wie Freizeit/-oder Leistungssport oder das Erlernen eines Instrumentes ersetzt. Oder durch die notwendige Betreuung von Angehörigen, Vereinszugehörigkeiten oder Pflichten die sich aus dem Vorhandensein eines Haus- oder Hoftieres ergeben.

Oder es ergibt sich die wirtschaftliche Notwendigkeit einer längeren Arbeitszeit oder eines längeren Arbeitsweges und damit auch noch weniger gemeinsamer Zeit.

2. Let go

So sehr ich mir immer gewünscht habe, dass unsere Kinder ein Instrument lernen: bisher hat es sich nicht ergeben. Und da (siehe oben) nicht alles gleichzeitig funktioniert, bleibt es eben. Wir sind offen dafür das zu ändern, wenn die Kinder älter werden, schauen mal wie uns dieses Thema weiter begleitet.

Das Thema Leistungssport haben mein Mann und ich dagegen gezielt abgewählt. Trotz aller unbestreitbaren Vorteile die Sport im Verein mit sich bringt, wollten wir bewusst die Flexibilität behalten, am Wochenende unterwegs zu sein statt beim Wettkampf oder Spiel oder auch mal intensiver für die Schule da zu sein, als es ein fester Trainingsplan zulässt.

Weniger ist mehr gilt auch für das eigenen zu Hause: Je weniger rumsteht, desto weniger staubt ein. Wenn nicht in jeder Ecke etwas auf dem Boden steht, dann lässt es sich leichter staubsaugen. Weniger Klamotten, mehr Platz im Schrank, weniger Spielzeug, weniger Zeit zum Aufräumen und und und…

Jede Anschaffung wird hinterfragt: Brauchen wir das wirklich? Ich habe eigentlich nie Zeit mal gemütlich eine Zeitschrift durchzusehen, also wurden die Flow gekündigt und andere Zeitungen kaufe ich nicht mehr. Neue Deko gibt’s nur mal, wenn zu jeder Saison passend, ansonsten wird rotiert und altes wieder hervor geholt. Geschirr/Gläser/Kochutensilien werden ersetzt wenn sie kaputt gehen, Geschirr nur für besondere Anlässe gibt es nicht. Ich hebe nichts auf „nur für den Fall dass“. Die Deko auf dem Fensterbrett oder Esstisch steht auf einem Tablett so dass sie leicht zur Seite zu nehmen ist, damit man sauber machen kann.

Ich schaffe es leider nicht 3x die Woche Sport zu machen und mich jede Woche mit einer Freundin zu treffen. Aber einmal die Woche gehe ich zum Sport und schiebe immer mal eine Yoga Einheit zu Hause ein und fahre wenn das Wetter es zulässt fahre ich mit dem Rad zur Arbeit. Mein Mann geht Dienstags mit Kollegen Squashen und fährt ab und an am Wochenende Rad oder reitet. Noch mehr Termine? Dann wäre ich vielleicht schlanker und fitter aber sicher auch gestresster. Wir tanzen nicht auf allen Hochzeiten und genießen das auch!

3. Sich Hilfe suchen

Viele meiner Kolleginnen haben eine Putzhilfe, die ihnen einen Teil der Hausarbeit abnimmt, meistens den, der am wenigsten Spaß macht, wie die Bäder oder Böden zu putzen oder regelmäßig die Fenster zu wienern. Eine ältere Kollegin verabschiedet sich jeden Donnerstag schon um 2 von der Arbeit um ihrer Schwiegertochter die Kinder für einen Nachmittag abzunehmen und mit den Enkeln etwas zu unternehmen.  Mein Vater hat Smilla und mich viele Jahre jeden Donnerstag von der Physiotherapie abgeholt um uns dann im Kindergarten und auf der Arbeit abzuliefern.

Ich finde Hilfe immer dann besonders sinnvoll, wenn Sie regelmäßig stattfindet, so dass man rund um diese Termine planen kann. Zuverlässige Frauen, die bei der Hausarbeit helfen, kommen schon für 15- 20 Euro pro Stunde und vielleicht hilft ja schon ein Einsatz im Monat für Fenster und Co zu mehr Zeit für Kinder, Verein oder sich selbst. Oder man organisiert sich mit anderen Müttern einen festen Nachmittag an dem man nicht nur die eigenen sondern auch die Freunde der eigenen Kinder hütet, immer abwechselnd.

Man kann nicht alles alleine schaffen und das sollte man auch nicht. Wer neu oder allein in einer Stadt oder Gemeinde ist, findet vielleicht sogenannte Ersatzomas die am Nachmittag stundenweise vorlesen oder mit Kindern spielen und so Freiräume schaffen.

Und ganz wichtig: die Kinder helfen mit, gemeinsam ist man schneller fertig mit Putzen, Aufräumen und co. Wie wir das organisieren, habe ich hier schon mal berichtet.

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4. Organisation ist alles

Damit wir einigermaßen entspannt durch die Woche kommen machen wir die folgenden drei Dinge:

  • Abends den Tisch decken für das Frühstück morgens, Teee kochen und in einer Thermoskanne abfüllen, Sachen rauslegen, Wasch-/ Spülmaschine füllen
  • einen Speiseplan für die nächsten Tage machen und drei oder viel Mahlzeiten für die kommende Woche vorbereiten und ggf. einfrieren , d.h. die ungekochte Zutaten kommen in einen Ziplockbeutel in den Froster und werden am Abend bevor sie gebraucht werden in den Kühlschrank gelegt zum Auftauen, wenn ich dann am nächsten Tag von der Arbeit komme brauche ich nichts mehr zu schnippeln, sondern es kann direkt losgehen. Mindestens zwei dieser Mahlzeiten kommen aus dem slow cooker, den ich morgens anschmeiße wenn die Kinder frühstücken. Das ist das meiste ein Curry oder Stew und eine Suppe oder Nudelsauce wie Bolognese
  • Wir führen einen Familienkalender auf dem Handy mit dem mein Mann, Sander und ich unsere Termine synchronisieren können, so weiß jeder was bei jedem ansteht und Termine überschneiden sich nicht mehr

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Linseneintopf aus dem Slow Cooker, morgens ansetzen, abends essen

5. Instagram ist nicht das Leben

Mein Blog verwaist immer mal, mein Instagram wird manchmal tagelang nicht gefüttert, in der Küche liegen Staubflusen in der Ecke, der Badspiegel ist voll Zahnpastaflecken, die Wäscheberge türmen sich. Na und? Ich weiß, das ist kein Dauerzustand, ich weiß aber auch, das manchmal nicht mehr geht. Instagram darf für mich gern die Oase der schönen Bilder bleiben, ich brauche den #fürmehrrealitätaufinstagram nicht um zu wissen, wie es aussieht, wenn normale Familien eine Wohnung bewohnen, dafür muss ich mich nur bei uns umsehen.

Ich persönlich fühle mich von Fotos aus schönen, sauberen, aufgeräumten Wohnungen nicht unter Druck gesetzt sondern inspiriert. Kein Mensch wohnt so! Das weiß ich, aber ich finde es schön wenn jemand kreativ und stylisch seine 4 Wände einrichtet und das auch zeigt.

Statt grün vor Neid zu werden, schaue ich genau hin und versuche herauszufinden, was genau mir an dieser Wohnung gefällt und ob vielleicht etwas davon bei uns zu Hause umsetzbar ist. Einen Stuhl umstellen, ein Polster oder Kissen nähen, die Lichterkette von Weihnachten noch länger hängen lassen, was auch immer: wenn man dafür nichts extra anschaffen muss bin ich dabei.

Das macht mir Spass und entspannt und erfreut mich: Wenn's gemütlich ist und die Kinder und ihre Freunde bei uns gerne rumlungern, wenn aus dem Slow cooker der Duft einer am Morgen angesetzten Suppe steigt, Kerzen flackern und sich alle wohlfühlen, dann bin ich zufrieden!

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Wie organisiert ihr eurer Familienleben? Ich bin gespannt!

Ciao, eure Marit