Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
Meine Lieblingsbücher - Simply Clean - von Becky Rapinchuk

Kleine Stadt der großen Träume

Wie versprochen heute das nächste meiner aktuellen Lieblingsbücher. Es heißt "Kleine Stadt der großen Träume" von Fredrik Backman. (Affiliate Link)

Ich gebe es zu: wenn ich das Buch in einer Buchhandlung gesehen hätte, wäre ich wohl daran vorbei gelaufen. Unverständlich warum der deutsche Verlag aus dem einfachen "Björnstadt" der Vorlage ausgerechnet diesen Urlaubsschmöker-Titel gemacht hat.

Das Buch hat nämlich mit einer "schnell gelesen- schnell vergessen"- Lektüre nichts zu tun. Seine Geschichte hat bei mir lange nachgeklungen, bis heute eigentlich.

 

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Gute Bücher sind für jeden ja etwas anderes. Ein Buch ist für mich  zum Beispiel dann gut geschrieben, wenn ich beim Lesen beginne, mich für Dinge zu interessieren die mich ansonsten eigentlich nicht beschäftigen: Philip Roth hat es immer geschafft, das mich die Leiden eines alten Mannes interessieren, Martin Suter kann mich für alles begeistern und Fredrik Backman weckt hier mein Interesse für Eishockey.

Denn um diesen Sport herum, um seine Spieler, Strategien, Eigenarten baut er ein Panorama von Familiengeschichten, Dramen, Verbrechen, Gefühlen, Lügen und unendlich viel Liebe: der Liebe zur Mannschaft, zum Sport, zur Gemeinschaft, zum ersten Partner...

Viele Figuren laufen hier durchs Bild, jede ist mit einem unsentimentalen aber liebenswürdigen und menschenliebenden Blick gezeichnet: der alternde Jugendtrainer und sein Nachfolger, der Eishockey-Star und das Ausnahmetalent, das hübscheste Mädchen der Schule und ihre eigensinnige beste Freundin, die erfolgreiche Anwältin und die verwitwete Kneipenwirtin: jeder hat seine Geschichte, und jede Geschichte ist in dieser kleinen Stadt hinter dem Wald, in der es nicht viel gibt außer Dämmerung und Eishockey, miteinander verwoben. 

Schon die ersten Sätze dieses Buches packen einen und bei noch keinem Buch habe ich während des Lesens so oft zurück zu den ersten Seiten geblättert, denn dort wird vorweggenommen, welche Richtung das Buch schließlich nimmt. Jedenfalls so lange bis eine erneute Wendung der ganzen Geschichte einen Drall in eine ganz andere Richtung gibt, woran sich nicht nur Bachmanns Meisterschaft erkennen lässt sondern auch der kongeniale Bezug zum Eishockey als Leitmotiv.

500 Seiten Alltag, unsentimental, rauh, melancholisch, witzig, brutal und poetisch... so wie das Leben ist, nicht nur in Björnstadt. 

Der Inhalt ist schnell erzählt: Wenn Björnstadt mit seiner Jugendmannschaft die Landesmeisterschaften gewinnt, dann bekommt die kleine Stadt ein neues Stadion und ein Leistungszentrum: viel wert in einer Gegend in der Jobs und Möglichkeiten rar sind. Und so ist das letzte Spiel der Saison alles andere als nur ein Spiel: es geht um mehr. Daher wird der altgediente Trainer ausgetauscht und auch die Mannschaft aufgemischt: junge Talente bekommen ihre Chance und andere müssen sich neu beweisen. Als dann bei einer Party ausgerechnet der Topstar der Mannschaft sich einen folgenreichen Fehltritt leistet, kippt die Stimmung in der Kleinstadt, in der alle schon immer nur um Eishockey gekreist sind. Eigene Interessen müssen gegen das Höhere Ziel für die Gemeinschaft abgewogen werden, Individuen sind nur wichtig, wenn sie im Dienst der Mannschaft stehen oder reagieren...

Andere Bücher von Fredrik Backman habe ich bisher noch nicht gelesen, wenn der Bücherstapel auf meinem Nachttisch schrumpft ist, habe ich es aber fest vor: Ein Mann namens Ove oder Britt-Marie war hier stehen dabei natürlich auch auf der Liste und ich bin besonders, froh, dass es mittlerweile auch eine Fortsetzung aus Björnstadt gibt, denn die Figuren wachsen einem so ans Herz, dass man zum Ende des Buches sehr traurig ist, dass es vorbei ist. Und manchmal, wie bei meiner Nachbarin, fängt man dieses Buch danach gleich noch mal von vorn an. Viel Spass beim Lesen.

Ciao, eure Marit

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