Wir waren am vorletzten Wochenende für 4 Tage in Rom mit unseren Mäusen und Oma und Opa.
4 Tage auf Pilgerwegen unterwegs, Anlass war nämlich Sanders Erstkommunion im letzten Jahr. Zu diesem Ereignis hatten wir ihm eine RomReise geschenkt, Verwandte hatten noch etwas dazu gelegt und jetzt ging es endlich los.
Als ich die Fotos auf Instagram postete kamen die gleichen Fragen wie im Kollegen- und Freundeskreis: „Wie macht ihr das bei Städtereisen mit euren Kindern?“ oder „Meine zwei Kinder bekomme ich in keine Stadt“. „Wo kommt man am besten unter, was habt ihr euch angeschaut?“
Deswegen erzähle ich einfach mal was mir so einfällt:
Vorbereitung:
Sander und Smilla habe ich zwei (gebrauchte) Kinderreiseführer ( diesen und diesen) gekauft. Die hatte Sander vor der Reise schon durch, mit Smilla habe ich gemeinsam durch die Bücher geblättert. So wussten die beide schon was sie sehen wollten: Sander wollte Obelisken zählen und den Vatikan und den Trevi Brunnen anschauen, Smilla hat sich besonders auf die Männer der Schweizer Garde und das Kolosseum gefreut. Beide kann ich nur empfehlen!
Ich kann jedem nur empfehlen, Kinder auf eine Stadt vorzubereiten und nach Wünschen zu fragen, so ist die Motivationslage gleich viel besser, wenn es auch mal weitere Wege zu überbrücken gilt weil die Kinder wissen wohin man läuft und was man gleich sehen wird!
Hinkommen: Wir sind vom Berlin aus geflogen, übrigens das erste Mal für unsere Kinder. Beide haben es problemlos weggesteckt, besonders Smilla war regelrecht unbeeindruckt. Als ich mit 14 Jahren zum ersten Mal geflogen bin, war ich hin und weg, unsere beiden hat es wenig interessiert. Nach Rom fliegt man knapp 2 Stunden, in der Zeit haben sie gelesen oder Hörbücher gehört.
Super war, das wir nur Handgepäck hatten, was für 4 Tage vollkommen ausreichend war und wir so schon Tage vorher einchecken konnten. Damit hatten wir nur minimale Wartezeit am Flughafen, bei Hin- und Rückflug waren wir jeweils erst gut 1 1/2 Stunden vor Abflug am Flughafen.
Wartezeiten am Flughafen kann man gut mit Vorlesen, Kartenspielen oder Bücher ankucken überbrücken, ein Buch passt in jede Handtasche, gleiches gilt für Spielkarten. Auch gut sind Gummi-Twist (in Sachsen schlicht Gummi-Huppe genannt) oder Kniffel
Übernachten: Wir vier sind keine Hotelurlauber. Bis auf zwei, drei Wochenende bei unseren jährlichen Familientreffen übernachten wir nie in Hotels.
Im Urlaub haben wir in der Regel ein Ferienhaus oder eine Ferienwohnung für uns. Ich mag die Flexibilität die uns das gibt: Frühstücken und Abendessen wann und was man will, Ungestörtheit, Gemütlichkeit die es in einem Hotel nicht geben kann. Dafür nehme ich gern in Kauf das dazu auch Tischdecken, Kochen und Aufräumen gehört.
Genauso haben wir es auch in Rom gehandhabt: wir hatten eine AirBnB Wohnung in einem Viertel von Rom das wir schon gut kannten. Am zweiten Abend kam uns das zu pass: die Kinder waren so groggy, das wir kurzerhand zu Hause Spaghetti gekocht haben (Lebensmittel gibt es in Rom an jeder Ecke in kleinen Alimentaris (Tante-Emma-Läden) und die beiden dann ins Bett gesteckt haben. Anschließend konnten wir im Wohnzimmer bei Rotwein noch gemütlich schnacken. Toll dass wir nicht noch mit den beiden in ein Restaurant mussten, gemütlich kochen und im Schlafanzug am Tisch sitzen kann man eben gut in einer Ferienwohnung. Ich empfehle jeder Familie statt einem Hotel mal ein Air BnB auszuprobieren. Außerdem ist es meistens günstiger als ein Hotel, so auch hier, für diesen Preis haben wir kein Hotel gefunden. Und ja, es sieht in echt so aus wie auf den Fotos!!
Basics:
Wenn die Kinder noch klein sind, macht es sich gut, wenn die Eltern die Stadt der Reise schon kennen. Mein Mann und ich waren schon sehr oft in Rom, kennen die Stadt sehr gut und finden uns meistens ohne Stadtplan zurecht. Die touristischen Highlights waren uns bekannt , so dass wir uns ganz auf das Tempo der Kinder einlassen konnten. Wir haben ja eine Wallfahrt unternommen, sind also auch in Rom Pilgerwege gelaufen und haben dabei sehr schöne Ecken und Viertel gesehen.
Die 4 wichtigsten Pilgerwege sind übrigens auf den Gehwegen und Plätzen mit großen Aufklebern markiert, so dass man nicht einmal eine Karte braucht um ihnen zu folgen, den Kindern hat die Schnitzeljagd nach dem nächsten Aufkleber auf dem Weg viel Spass gemacht!
Pilgerwegzeichen
Außerdem haben wir ein 48 Stunden Ticket für einen Hop On/ Hop Off- Bus gekauft, der uns lange Rückwege erspart hat. Trotzdem: wir sind um die 12 Kilometer am Tag gelaufen, das war schon enorm. Und das alles ohne Gemecker und Gemaule, denn in Rom gibt es an jeder Ecke etwas zu sehen: Ein Hund der in einer Gasse mit Kinder Fußball spielt, Pfarrer und Nonnen in langen Gewändern, Polizei auf schnittigen Motorrädern, schicke Autos (Sander ist gerade autovernarrt), Kirchen, Obelisken, Mosaike, alte Säulen und und und.
ohne Worte
Auf dem Quirinal
Piazza della Minerva
Unsere beiden sind immer so lange gut gelaunt wie es regelmäßig etwas zu essen gibt: also immer mal eine Pizza oder ein Eis essen, zwischendurch Kekse kaufen oder einfach öfter mal eine Pause machen. Jeden Mittag (eher zeitiger Nachmittag) haben wir uns irgendwo ein gemütliches Restaurant gesucht und ausgiebig getafelt. Übrigens gibt es die ganzen urdeutschen KinderSnacks wie Reiswaffeln, Frucht- Quetscher und ähnliches in Italien nicht. Wessen Kinder also ohne so etwas nicht auskommen, der sollte genug auf Vorrat mitbringen.
Restaurants:
Mit Kindern im Restaurants zu essen ist kein Vergnügen. Solange die beiden noch klein war, haben wir das wo wir nur konnten vermieden. Schon eine Einladung zum Essen hat mir tagelang vorher den Appetit verdorben: es ist stressig und ich hatte hinterher immer entweder Hunger oder Magenschmerzen oder schlechte Laune. In Italien ist hingegen jedermann entspannt, keine schiefen Blicke wenn die Inder mal laut oder wild sind, alles entspannt und die Kellner freundlich und lustig.
I nRom war es so: Smilla malt, Sander liest oder schwatzt mit uns während wir auf das Essen warten und hinterher, wenn der Espresso serviert wird und wir Großen gern noch etwas sitzen spielen wir Mau Mau.
Mau-Mau-Pause mit Papa!
Unsere beiden sind auch unproblematische Esser und in Italien findet wohl jedes Kind etwas auf der Karte. Apropos Karte: es gibt nirgendwo in Italien spezielle Kinderessen auf der Speisekarte. Italienische Kinder essen selbstverständlich, was die Großen essen. Ich habe schon kleine Kinder Muscheln oder scharfe Salami essen sehen und das ist bei weitem keine Ausnahme.
Pasta mit zweierlei Tomaten, lecker!!!
Falls man doch einmal garnichts auf der Karte findet fragt man einfach nach Pasta bianca, also Nudeln ohne Sauce oder Pasta con burro, Nudeln mit ein wenig Butter und das wars. Extrem unkompliziert, Gott sei dank.
Übrigens bekommt man an vielen kleinen Pizza-Kiosken, die einfach unten in einem Haus ihre Fenster öffnen auch die römische Spezialität Arancini (das kommt von Orange, weil sie so aussehen), kleine frittierte Reisbällchen von der Größe eine Mandarine, die aus den Risotto-Resten vom Vortag gemacht werden. Innen ist meist ein in Reismasse eingehülltes Stück Mozzarella. Eine Tüte davon auf die Hand stillt den Hunger wenn man noch kein Restaurant für das Mittagessen gefunden hat oder für den Hunger zwischendurch mal nichts Süßes will. Unbedingt probieren!
Arancini
Was haben wir uns angeschaut:
Wie gesagt sind wir Pilgerwege gelaufen, haben uns also Kirchen und christliche Stätten angeschaut. Highlights für unsere Mäuse waren:
- Das Forum Romanum (von außen),
- der Kapitolshügel mit der Säule der Wölfin und Romulus und Remus,
- der römische Bischofssitz San Giovanni in Laterano mit seinen riesigen Apostelbüsten von Bernini (welcher Apostel ist welcher und Sander hat auf einmal anwenden können, was im Religionsunterricht erklärt wird, cool),
- die vatikanischen Museen mit einem tollen Kinder Audio Guide der einen verkürzten Rundgang enthält.
- Die Engelsburg mit ihrer riesigen Rampe die von ganz unten bis fast hinauf zur Terrasse führt.
- Das Kolosseum mit Geschichten über Gladiatoren und Römische Soldaten.
- Wir haben auch Obelisken gesucht und gezählt, genauso wie SPQR-Zeichen
- Der Trevibrunnen (natürlich haben wir trotz Gewusel eine Münze hineingeworfen)
- Der Pantheon (das war die Kirche mit dem Loch im Dach, stimmts Mama?)
- Und natürlich die Piazza Navona mit dem besten Eis und der schönsten Stimmung auf der sich beide Kinder haben malen lassen
Ein Tipp der uns viel Wartezeit erspart hat: wir haben die Tickets für die vatikanischen Museen im Internet gekauft und und so nicht nur die kilometerlange (wirklich!) Schlange vor dem Museum gespart, sonder auch die vor dem Petersdom, den man kann direkt von den Vatikanischen Museen durch einen Seiteneingang direkt in die St. Peters- Kathedrale abbiegen. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Das gleiche gilt übrigens für Forum Romanum und Kolosseum: Einfach Kombi- Tickets an der meist wenig besetzten Kasse am Forum Romanum kaufen und damit danach an der schlänge vor dem Kolosseum vorbeispazieren.
Übrigens: Am ersten Sonntag jeden Monats sind alle römischen Müssen (außer die Vatikanischen, die haben Sonntags natürlich geschlossen) kostenfrei für jeden. So sind wir ins Kolosseum und in die Engelsburg ganz umsonst hineingekommen und haben nebenbei auch noch Zeit gespart!
Ausstellung in der Engelsburg
Eis auf der Piazza Navona
Römergarde in Angriffsposition
Beide Kinder haben sich in Rom malen lassen!
Sander hat an einer Straßenecke gleich mal eine Orange geerntet!
Eigentlich wollten wir auch den Papst sehen, der leider nicht in Rom war aber dessen Angelusgebet auf den Petersplatz übertragen wurde. Traurig waren wir darüber, dass der Petersdom mittlerweile soweit abgesperrt und aufgeteilt ist, das man viele tolle Sachen innen nicht mehr besichtigen kann, ein Tribut an die Terrorlage in der sich Rom seit einigen Jahren befindet.
Überhaupt muss man ehrlicherweise sagen, dass es gerade uns Erwachsene betroffen gemacht hat zu sehen, dass fast alle großen Plätze, Kirchen und Einrichtungen mit massiver Armee- und Polizeipräsenz und Waffen im Anschlag geschützt werden müssen. Kein Vergleich zum gemütlichen Rom vergangener Tage. Dennoch: Rom ist eine grandiose Stadt zum bummeln, schlendern, geniessen.
Kaum eine Metropole ist gleichzeitig so weltstädtisch und dörflich. Auch im wuseligen Rom voller Touristen findet man noch leere Gassen, Plätze und Trattorien. Und freundliche Menschen die es mit einer erstaunlichen Gelassenheit hinnehmen, dass ihre Stadt so selten nur ihnen gehört, so von aller Welt vereinnahmt wird.
Ich liebe diese Stadt so sehr!