Kurz vor Weihnachten erzählte mir meine Mama, sie hätte passend zu unserer neuen Küche graue Geschirrtücher gekauft. Ich bat sie, die Tücher zurückzubringen, weil ich keine brauche. Meine Mutter war traurig, weil sie mir eine Freude machen wollte und ich das einfach abgelehnt hab. Ich war traurig, weil sie traurig war.
Aber: in meiner Küche steht ein großer Korb unter einem der Schränke, und in diesem Korb liegen (ich habe es nachgezählt: 27 Geschirrtücher. 15 alte leinene Geschirrtücher von meinen Urgroßmüttern und ein paar neuere (auch von meiner Mama, die ich bekommen habe, als ich zu Hause auszog).
27 Geschirrtücher bedeutet: wenn ich drei Geschirrtücher pro Woche benutze und schmutzig mache, reicht mein Vorrat trotzdem 9 Wochen, ohne dass ich eines waschen muss. Die Wahrheit ist aber: ich wasche alle Tücher die ich benutzt habe jede Woche in der normalen Wäsche mit und nutze nicht mal alle Tücher die ich schon habe.
Natürlich könnte ich mir einfach neue Tücher kaufen (letztens im neuen H&M Home-Katalog waren tolle!!) oder ein paar alte wegwerfen. Die zweite Wahrheit ist: meine alten Geschirrtücher passen zwar nicht hundertprozentig in meine neue Küche sind aber alle noch vollkommen in Ordnung, und selbst wenn ich zwei oder drei wegwerfe hab ich immer noch genug.
Seit ein paar Jahren versuche ich die Familie und mich umzustellen vom ewigen MEHRMEHRMEHR.
Dafür habe ich drei einfache Regeln gefunden, nach denen ich mich (meist) richte:
1. Nutze, was du hast!
Neues Shampoo wird gekauft, wenn das alte leer ist. Das gleiche gilt für Bodylotion. Die lecker duftende Fußcreme aus der Badezimmerschublade: Leg Sie dir neben das Bett und benutz sie vor dem Schlafen gehen. Die teure Maske, die du dir letztens gegönnt hast? Benutz Sie, bevor die Inhaltstoffe verderben!
Es gibt keine Klamotten „für gut“, das Leben ist zu kurz um den teuren Pulli nur dreimal im Jahr anzuziehen und der Platz im Schrank ist zu kostbar um Sachen darin zu lagern, die man nie anzieht.
Der tolle Feigensenf, den man geschenkt bekam und der seit dem in der Schublade liegt: Rezept dafür googeln, kochen, genießen!
Scrapbooking-Supplies die nicht mehr dem neuesten Trend entsprechen: kuck mal durch Pinterest ob du nicht ein Layout findest, das diese Materialien nutzt (schwarze vinyl-Sticker? Anyone?) oder pack alles was du nicht mehr verwendest in die Bastelkiste der Kinder (die begeistert sind, dass sie mal mit Mamies SpielzeugHeiligtümern basteln dürfen). Die Lieblings- Wood Veneers sind NICHT ZU SCHADE um sie auf ein Layout zu packen (I’ve got news for you: dafür sind sie da!!)
Bei einer Scrapveranstaltung erzählt mir mal ein Scrapperin, dass sie von jedem Papier zwei Stück kauft, eines zum Verarbeiten und eines zum „Streicheln“ und Aufbewahren für DAS perfekte Layout/Minibook/Projekt. Da jedes Jahr mindesten vier neue Kollektionen von jedem Hersteller den Markt überschwemmen, führt das dazu, das man irgendwann in Papier erstickt. Wer dazu neigt nie das passende Papier zu finden, der ist mit einem Montaskit gut bedient, da passt alles zusammen und 10 Layouts später ist alles verbraucht.
Wenn du merkst, dass du viele Dinge, die du besitzt nicht nutzt, dann folge Punkt 2:
2. Sei wählerisch, was du dir kaufst:
Der einfachste Weg zu ‚Weniger‘ ist: Kaufe weniger, lass Dinge garnicht erst ins Haus.
Bevor du den nächsten tollen limitierten Saison-Nagellack von Essie kaufst (Uups! Schuldig im Sinne der Anklage!) überleg dir: Wieviele Flaschen Nagellack habe ich schon zu Hause und welche davon ist denn schon fast leer?
Im Ernst: hat eine von Euch schon mal Nagellack bis zum Ende aufgebraucht? Klar: die Farben sind toll, es sieht super aus wenn die Dinger nebeneinander im Bad stehen und überhaupt: ist doch nur eine kleine Flasche Nagellack die nimmt doch keinen Platz weg!?
Zusammen mit den 2 Jahrgängen der Lieblingszeitung, den ungelesenen Büchern, der erwähnten Gesichtsmaske, dem Paket Quinoa in der Küche, das das schon seit 7 Monaten da steht, füllen diese vielen kleinen Dinge unsere Wohnungen und unsere Leben.
Wenn wir Sie nicht nutzen, nützen Sie uns nichts. Aber: wir oder andere haben Geld dafür ausgegeben. Jemand hat sie hergestellt und dafür Ressourcen verwendet. Ressourcen über die wir alle nicht unendlich verfügen können. Unnütze Dinge sind teuer, das ist die traurige Wahrheit.
Das gilt insbesondere für eure Kleiderschränke: Klar, der Trend zu 40-Stück Capsule-Wardrobe ist nichts für jeden, aber im Ernst: wieviele Shirts oder Blusen braucht man? Macht euch den Spass und zählt mal durch und dann zählt die Shirts durch, die ihr regelmäßig tragt. Ich kaufe seit rund drei Jahren deutlich weniger Kleidung, wenn ich etwas kaufe dann höherwertigere Kleidung von Marken, bei denen ich weiß, dass ich lange etwas davon habe.
Kaum etwas ist so intransparent wie die Herstellung von Kleidung, und ich habe ein weniger schlechtes Gewissen wegen der Bedingungen unter der normale Kleidung (mutmaßlich) hergestellt wird, wenn ich weiß, dass ich das Stück regelmäßig und über einen längeren Zeitraum anziehe.
Verblüfft gehe ich durch die Dresdner Innenstadt, deren Anblick sich seit einem halben Jahr verändert hat: Seit der Neueröffnung wandern immense Mengen an braunen Primark-Tüten durch die Stadt. Es ist verrückt. Modezeitschriften kaufe ich schon länger nicht mehr, wenn ich Inspiration brauche, dann schaue ich auf Blogs oder Pinterest nach und kaufe nur, was mir steht oder zu meinen restlichen Sachen passt.
Was mir außerdem hilft, meinen schmalen 1,20 m breiten Kleiderschrank im Griff zu behalten, ist die nächste Regel:
3. Kommt was Neues rein, fliegt was Altes raus.
Simple as that: Kaufe ich ein neues Teil, dann schmeiße ich ein altes weg. Ich habe mir abgewöhnt 10 Shirts im Schrank zu haben, die verwaschen, löchrig oder pillig sind, nur damit ich sie im Garten oder beim Saubermachen anziehen kann. Dafür reichen je eines mit langen Ärmeln und eines mit kurzen.
Wenn etwas Flecken hat oder kaputt ist, dann werfe ich es weg. Oder ich repariere es, wenn möglich. Als meine Lieblingsstrickjacke von Marc O Polo an der Schulter ein Loch bekam, (die ansonsten aber auch nach fast drei Jahren noch super intakt ist) habe ich sie kunststopfen lassen (googelt mal, ob eine Textilreinigung in eurer Nähe das macht und bringt euren Lieblingspulli hin!). Das Loch war weg (das ist wirklich genial!) und statt eine neue zu kaufen, kann ich nun für 18 Euro meine noch ein oder zwei Jährchen weitertragen.
Kaufe ich eine neue Lock& Lock-Dose für mein Frühstücksmüsli (das ich darin mit zur Arbeit nehme), dann werfe ich eine alte Tupperdose weg, die verfärbt oder verbogen ist, oder zu der mir schon seit Jahren der Deckel fehlt. Ich denke das Prinzip ist klar, oder?
Wie geht es euch: Auch auf dem ‚Weniger ist mehr‘ Trip? Nutzt ihr andere Methoden um überflüssiges Zeug los zu werden? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen.